Wenn Frauen ein Kind gebären, ist es sehr wahrscheinlich, dass sie verschwitzt ist. Womöglich riecht sie nach Schweiß. Eventuell ist sie laut, schimpft und ist frustriert. Die Haare sitzen nicht und das Make-Up, wenn sie überhaupt welches trägt, ist bestimmt verschmiert.
Und im späteren Verlauf der Geburt kann es sein, dass sie sich ohne Vorwarnung übergibt. Genau dort, wo sie gerade steht. Egal. Rennen zur Kloschüssel geht nicht. Und wenn die Geburt des Babys kurz bevor steht, kann es sein, dass es richtig Dreck gibt. Manchen Frauen, wenn sie es merken, ist das sehr peinlich. Aber um das keine Malheur kümmern sich ganz dezent die Hebammen oder wir Doulas.
Geburt ist ein schmutziger Ort. Partout kein Ort für royale Sitten.
Und trotzdem, die Frau, die ein Kind zur Welt bringt, darf bestimmen, fordern und sich bedienen lassen. Sie darf bitten und alles so haben wollen, wie es für sie in dem Moment richtig und am besten ist. Und wenn es einen Moment später wieder anders ist, darf sie auch etwas anderes fordern.
Die gebärende Frau darf schreien, sie darf flüstern und weinen. Sie darf schimpfen, fordern und liebkosen.
Diese Frau darf einfach alles.
Sie geht durch eine extrem herausfordernde Zeit in ihrem Leben. Geburt ist eine Ausnahmesituation, wie sie uns im Leben sonst nicht begegnet. Für die meisten Frauen sind es Stunden von großer Belastung, großen Spannungen und auch Schmerzen - gleichzeitig ist es eine Zeit der Vorfreude, innerer Stärke und Besinnung auf sich selbst.
Und in dieser Sondersituation ist alles möglich. Für die Frau.
Denn trotz allem Geschrei und Dreck ist sie eine unheimlich würdevolle Königin in diesen Stunden. Manche sagen sogar, sie wäre eine Göttin.
Göttinnen bügeln nicht. Königinnen auch nicht.
